Neues vom Planeten Weibo: Die Ente bleibt draußen

Am vierundzwanzigsten Jahrestag des Tiananmen-Massakers haben sich die chinesischen Zensoren besondere Mühe gegeben, dass nun bloß keiner daran denkt, oder über das Thema diskutiert oder vielleicht sogar um die damals Gestorbenen trauert. Ich kann ja durchaus nachvollziehen, dass nicht alle Chinesen an der Aufarbeitung dieser schrecklichen Ereignisse interessiert sind. Aber wie gestört muss jemand sein, der vorsorglich die Emoticon-Kerzen eliminiert, mit denen man sonst auf Weibo Trauer ausdrückt? Li Kaifu, dem derzeit fast 43 Millionen User folgen, hat das folgendermaßen kommentiert:

基于昨日大火,新浪今日收走了所有可能燃烧的表情。安全第一,谢谢新浪!
Wegen des großen Feuers gestern* hat Sina beschlossen, alle brennbaren Emoticons zu entfernen. Sicherheit geht vor, danke Sina!

Irgendjemand kam dann auf die Idee, das Gummi-Enten-Mem, das seit ein paar Wochen durch die sozialen Netzwerke schippert, mit dem Tank Man von 1989 zu kombinieren. Und was machen daraufhin die professionellen Zensurprofis der chinesischen Regierung? Sie sperren den Suchbegriff „Gummi-Ente“. Diese Art der Zensur ist in etwa so effektiv wie die Aufforderung, jetzt bitte nicht an einen Elefanten zu denken.

Lu Xun soll geschrieben haben, dass Lügen aus Tinte niemals Wahrheiten aus Blut auslöschen können. In Zeiten, in denen alle Tintenfässer dieser Welt, alle Druckerpressen dieses Universums nicht mehr vermögen als ein handelsübliches Smartphone, sollte man doch meinen, die chinesische Regierung würde etwas weniger idiotisch auf die neue Herausforderung reagieren. Tut sie aber nicht.

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*offensichtlich eine Anspielung auf den verheerenden Goßbrand in einem fleischverarbeitenden Betrieb am 3.Juni 2013