Angewandte Interkulturelle Kommunikation: Ching Chong – Asiaten in der Bibliothek [update]

 

Liebe Freunde der Angewandten Interkulturellen Kommunikation (AIKK),

das folgende Beispiel bedarf eigentlich kaum einer Erklärung. Naja, vielleicht doch. Also zunächst einmal kann man es schon verstehen, dass Alexandra Wallace nicht gerade darüber erfreut ist, dass die Asiaten in ihrer Universitätsbibliothek gerne mal mit der halben Familie in Übersee telefonieren, ohne auf die anwesenden Kommilitonen Rücksicht zu nehmen. Wer in China im Theater, im Kino oder eben in der Bibliothek war und währenddessen alle aktuellen Klingeltöne von den stolzen Handybenutzern vorgespielt bekommen hat, der weiß, was ich meine. Also liebe Chinesen, schaltet an den genannten Orten lieber Euer Handy aus! Denn sonst kommt es, wie man es in der Fachsprache gerne nennt, zu einem „Critical Incident“. Aber sehen wir zunächst Frau Wallace (für die Nicht-Übersee-Deutschen hier der Link zu Youtube):

Die Art und Weise, wie Alexandra Wallace diese Kritik im Internet veröffentlicht hat, ist jedoch ziemlich fragwürdig – übertrieben und einseitig. Aber hören wir uns an, wie die asiatische Community in den USA auf die harschen Worte reagiert hat. Wer austeilt, muss auch einstecken können. Johnny Wong macht das sehr originell, denke ich (Youtube hier):

Oder der folgende, sehr explizite „Rant“ (Youtube hier), der meiner Meinung nach weder in der Sprache noch argumentativ mit dem Song „Asians in the Library“  von Johnny Wong mithalten kann, aber trotzdessen bereits über 4,5 Millionen mal gesehen wurde:

„Cultural Clashes“ haben meist auch etwas Gutes. In diesem Fall: Die Asiaten, die es vorher noch nicht gewusst haben, lernen daraus, dass man sich durch Telefonate in der Bibliothek den ungeteilten Hass amerikanischer (und auch deutscher) Leseratten zuziehen kann. Und wir im Westen? Kritik ja. Aber immer schön nett und sachlich bleiben, sonst schreibt noch jemand böse Lieder über uns und gibt uns schlimme Namen. Und das wollen wir doch irgendwie auch nicht.

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Ich bin gerade darauf aufmerksam geworden, dass Alexandra Wallace nach diesem Vorfall, der schon eine Weile zurückliegt, Morddrohungen erhielt. Sie hat ihr Studium an der UCLA abgebrochen und sich für ihre unangemessene Kritik entschuldigt. Das ist bedauerlich! Sie hat zwar ziemlichen Unsinn gequatscht und es verdient, dass man sich eine Weile über sie lustig macht. Alles andere liegt für mich jedoch klar außerhalb einer angemessenen Reaktion. Daher finde ich auch nicht besonders witzig, was der Kommentator im dritten Video sagt „attack her in your own name“. Denn natürlich können auch Menschen, die sich für die vermeintlich gute Sache (hier die Ablehnung von plakativen Vorurteilen) einsetzen, weit über das Ziel hinausschießen.