Mietfahrräder – Das geht vorüber!

Ich muss mich doch sehr wundern. Da hatte man sich darauf eingestellt, dass der Siegeszug des Automobils in China unumkehrbar, unaufhaltsam und zudem auch noch unheimlich ungesund ist. Und dann das.

Vor ein paar Wochen radelte ich noch eingequetscht zwischen einem zwölftonnenschweren Hausfrauenpanzer, einem buntlackierten Mätressenhobel und einem dieser übermotorisierten Beamtenkinderspielzeuge durch meine bläulich flimmernde pekinger Wahlheimat. Nur ganz selten zeichnete sich die Silhouette eines der wenigen keuchhustenden Leidensgenossen auf einem beinkraftbetriebenen Zweirad im Abgasdunst ab.

Dann geschah etwas, was sich in letzten Monaten zwar angedeutetet hatte, in diesem Ausmaß aber dann doch überraschend kam. Es kam der Mietfahrräder-Hype. In China gibt es ja meist nur Hype oder Untergang, Millionär oder Hungerlöhner. Ganz oder gar nicht. Und nun also ganz. Irgendein Geschäftsmann stellte ein paar Mieträder auf die Straße. Per App gemietet und mit dem Handy bezahlt. Ein Kuai in der Stunde.

Es kam gut an. Sehr gut sogar. Seit diesem Frühling ist ein großer Teil der wieder wachsenden Zahl an Fahrrädern auf den Straße Pekings gemietet.

Wieviele? Übertreibe ich? Kann es sein, dass das so schnell geht? Nun, ich sitze hier gerade in einem Cafe. Ich mach mal eben eine Strichliste, wie viele herkömmliche und wie viele Mietfahrräder hier vorbeikommen. Am Ende dieses Textes kommt dann die Auswertung.

Vor ein paar Monaten erzählten mir meine Studenten davon. Und ich dachte: Och ja, das kenn ich aus Deutschland. Diese Bahnfahrräder gibt es doch schon so lange, dass ich noch von Studentenpartys damit nach Hause geradelt bin. Und das ist wirklich schon eine ganze Weile her. Und so richtig durchgesetzt haben sie sich in Deutschland auch nicht. Ob das mal eine innovative Idee mit Potenzial ist?

Aber China ist eben auch nicht Deutschland. Denn wenn hier irgendetwas Neues auf den Markt kommt, dann will man es zumindest ausprobieren. Und so fahren in diesem Frühling eben Hunderte, Tausende, Millionen von Pekingern auf gelben, blauen, roten Mietfahrrädern durch die Stadt.

Was heißt das schon. Meist hält so ein Hype nicht lange an. Ich kenn mich da aus. Als damals alle anfingen, auf diesen komischen iPhones herumzuwischen, da hab ich auch sofort gewusst: Das hält nicht lange an. Das ist ein Hype. Der Mensch braucht Tasten. Und? Hab ich nicht Recht behalten?

Nun wie versprochen die Strichliste.

Wie viele konventionelle Fahrräder sind an meinem Fenster des Cafés in der Gouzidian-Straße vorbeigekommen?

IIIIIIIIIIIIIIII

Und wie viele Mietfahrräder waren es?

IIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIII

Aber das ist nur ein Hype. Das geht vorbei. Ich kenn mich da aus.

Ein Gedanke zu „Mietfahrräder – Das geht vorüber!

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